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Peter Weiss

Autor, bildender Künstler und Filmemacher

Peter Weiss. Autor, bildender Künstler und Filmemacher

Als Peter Weiss (1916 – 1982) im deutschen Sprachraum mit einer bibliophil aufgemachten Ausgabe seines Romans „Der Schatten des Körpers des Kutschers“ als Autor debütierte, war er 43 Jahre alt und führte im schwedischen Exil seit über 20 Jahren eine Künstlerexistenz: er schrieb, er zeichnete und malte, ab den 1950er Jahren machte er Filme.

Schon in jungen Jahren begann Peter Weiss gleichzeitig zu schreiben und zu malen. Er schickte frühe, von eigener Hand illustrierte Prosagedichte an Hermann Hesse. Dieser schätzte vor allem das zeichnerische Talent. 1937 begann Peter Weiss auf Vermittlung Hesses ein Kunststudium an der Akademie in Prag – gegen den Willen der Eltern, die sich für ihn eine bürgerliche Existenz wünschten. Seine Exilsituation ab 1938 begünstigte die Entwicklung hin zum bildenden Künstler. Denn kaum, dass Peter Weiss einen veröffentlichbaren literarischen Text vorzuweisen hatte, war er im schwedischen Exil von der deutschen Muttersprache abgeschnitten: „Ich wollte mit dem Schreiben beginnen, an einem Punkt, da mir klar wurde, daß ich keine einheitliche Sprache mehr besaß, und da es nahelag, daß ich mich auch eines Südseeidioms bedienen könnte, wenn ich zufällig in den Archipelen Tahitis gelandet wäre. An eine Rückkehr in das Land meiner Herkunft glaubte ich nicht (...) .“ (Peter Weiss in „Fluchtpunkt“).

Orientiert an zeitgenössischen Malern wie Alfred Kubin, Lyon Feininger, Emil Nolde und Otto Dix, aber auch an den Altmeistern Pieter Breughel und Hieronymus Bosch malte Peter Weiss Tusch- und Federzeichnungen, Aquarelle und Ölbilder - düstere Bilder, die Entwurzelung und Selbstzweifel widerspiegeln.

Ab Mitte der 1940er wandte er sich von der Malerei ab und dem Medium Film zu. Experimentelle Kurzfilme nach surrealistischen Vorbildern entstehen: Peter Weiss schreibt die Drehbücher, spielt selbst mit, komponiert die Musik und übernimmt den Schnitt. Später dreht er Dokumentarfilme, z.B. über Clochards in Stockholm.

Die Beschäftigung mit dem surrealistischen Film und seine eigene Arbeit als Experimentalfilmer inspirierten ihn wiederum zu Collagen. Zunächst illustrierte er ein schwedische Ausgabe der „Märchen aus Tausendundeiner Nacht“. Dann nutzte er die Technik zur Bereicherung seiner eigenen Prosatexte: der „Schatten des Körpers der Kutschers“ erschien 1960 mit sieben Collagen versehen, die mit der filmischen Erzählweise des Mikroromans korrespondieren. 1962 folgte die autobiographische Erzählung „Abschied von den Eltern“ mit acht Collagen.

Walter Höllerer erkannte Ende der 1950er Jahre das innovative Potential, das in der grenzüberschreitenden Arbeitsweise von Peter Weiss steckte. Er druckte einen Ausschnitt des „Kutschers“ in seiner Zeitschrift „Akzente“ und legte mit seiner Empfehlung dieses Textes an Siegfried Unseld den Grundstein zu Weiss´ literarischer Karriere im deutschen Sprachraum. Im Jahr 1961 startet die von Höllerer moderierte Sendereihe "Berlin stellt vor" im SFB. Zu Gast ist Peter Weiss:

Die Ausstellung beleuchtet die frühe Werkphase von Peter Weiss bis zu seinem literarischen Durchbruch. Sie zeigt Illustrationen zu frühen Texten, Motive seiner Ölmalerei, Collagen und illustrierte Erstausgaben. Darüber hinaus ist ein großer Teil seines filmisches Schaffens zu sehen. Zu seinem Essay „Avantgarde Film“, veröffentlicht 1963 in Akzente, befindet sich das Typoskript im Bestand des Literaturarchivs, ebenso eine frühe Fassung der Prosatexte „Fluchtpunkt“ und „Der Fremde“, sowie ein frühes Typoskript des Theaterstücks „Die Versicherung“.

Seit Februar 2008 sind an die 500 Bilder und Zeichnungen von Peter Weiss, die sich im Besitz seiner Witwe befanden, nach einem Diebstahl verschwunden. Gunilla Palmstierna-Weiss wollte für diese Ausstellung originale Tuschzeichnungen und einige Ölbilder zur Verfügung stellen. Diese mußten durch Reproduktionen ersetzt werden.

Wir danken den Leihgebern:

Internationale Peter Weiss Gesellschaft

Akademie der Künste Berlin

Deutsches Literaturarchiv Marbach

Museo Hermann Hesse, Montagnola

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