Die Anfänge
Das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg wurde 1977 als Archiv für moderne zeitgenössische Literatur seit 1945 gegründet. Gründungsbestand war die Redaktionskorrespondenz der von Walter Höllerer und Hans Bender im Carl Hanser Verlag herausgegebenen Zeitschrift „Akzente“ von den Anfangsjahren bis 1970. Der mehr als 35.000 Briefe umfassende Schriftwechsel mit allen Autorinnen und Autoren, die in dieser Zeit in den „Akzenten“ veröffentlicht haben, dokumentiert einen wichtigen Teil der Geschichte des Literaturbetriebs in der jungen Bundesrepublik.
"Die Blechtrommel"
Seit 1977 befindet sich außerdem eine Erstfassung von Günter Grass’ Roman „Die Blechtrommel“ (1959) Sulzbach-Rosenberg. Sie fand sich in der Pariser Wohnung von Grass und zeigt, dass der Autor noch mehrere Veränderungen bis zu gedruckten Version vornahm. Vor allem sind die Kapitel anders gereiht.
Sammlung Walter Höllerer
1991 gab Walter Höllerer seinen Vorlass ins Archiv, der unter anderem Briefwechsel, Manuskripte und Typoskripte, Vorarbeiten und Materialsammlungen zu eigenen literarischen Arbeiten und Anthologien umfasst. Zu der Sammlung gehören auch Typoskripte, Druckfahnen und Korrekturbögen von wissenschaftlichen Publikationen, Pressemappen, Fotos, eine große Sammlung in- und ausländischer Literaturzeitschriften sowie ein Buchbestand mit einer Vielzahl an Erstausgaben.
Der literarische und wissenschaftliche Nachlass des 2003 verstorbenen Walter Höllerer befindet sich seit 2005 ebenfalls im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg. Der mehr als 250 Aktenordner, 300 Mappen und 825 Audiocassetten umfassende Bestand wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erschlossen und im Kalliope-Portal der Staatsbibliothek Berlin katalogisiert.
Literatur aus der Region
Über die Höllerer-Schenkungen hinaus besitzt das Sulzbach-Rosenberger Literaturarchiv eine Sammlung mit Einzelmanuskripten deutschsprachiger und einiger osteuropäischer Gegenwartsautoren, Schenkungen aus dem Bereich der Mundartliteratur und Literatur der Egerländer sowie ein Pressearchiv. Seit 2008 ist der Nachlass des Autors, Spielekritikers, Zeichners und Verlegers Eugen Oker (1919-2006) in Sulzbach-Rosenberg. Im Jahr 2015 übernahm das Literaturarchiv den Nachlass von Franz-Joachim Behnisch (1920-1983). 2017 erwarb Sulzbach-Rosenberg außerdem den Vorlass von Bernhard Setzwein.
Literarisches Colloquium Berlin
Seit 2016 beherbergt das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg als Depositum das Archiv des 1963 von Walter Höllerer gegründeten Literarischen Colloquiums Berlin. Der Bestand wird seit 2023 im Rahmen eines DFG-Projekts erschlossen.
Übersetzerinnen-Nachlässe
Der jüngste Sammlungsteil besteht aus Nach- und Vorlässen von namhaften deutschen Übersetzerinnen: Die Notizen, Briefe, Manuskripte von Ragni-Maria Seidl-Gschwend, die aus dem Italienischen übersetzte (u.a. Italo Svevo, Claudio Magris), der Nachlass von Verena Reichel (skandinavische Literatur, u.a. Lars Gustafsson und Henning Mankell) sowie der Vorlass von Helga Pfetsch (amerikanische Literatur, Saul Bellow, Margret Atwood, Toni Morrison u.a.) befindet sich in Sulzbach-Rosenberg.