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Jaroslav Rudiš liest aus seinem Roman "Nationalstraße"

Moderation: Patricia Preuß

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Vandam war als junger Polizist dabei, als in der Prager Altstadt auf der Nationalstraße die samtene Revolution begann - ein Vorstadt-Held oben in der Plattenbausiedlung des neuen Prag. Dort haben sie als kleine Jungs heimlich Krieg gespielt, dort hat Vandam nach seinem Vater gesucht, wenn der wieder einmal angedroht hatte, er würde sich erhängen, bis er am Ende doch übers Balkongeländer sprang.
Fünfundzwanzig Jahre später wohnt Vandam immer noch dort. Längst gehört er zu den Verlierern: Wegen Gewaltexzessen aus dem Polizeidienst entfernt, prügelt er sich als einsamer Schläger durch Tage und Nächte und hebt im Fußballstadion regelmäßig die rechte Hand zum Hitlergruß. »Ich bin ein Römer. Kein Nazi. Warum sollte man in Europa nicht mit dem römischen Gruß grüßen dürfen? Ich bin ein Europäer. Ihr etwa nicht?«
Gekonnt schlüpft Jaroslav Rudiš in seinem Roman „Nationalstraße“ in den Kopf und den Körper eines Schlägers und lässt ihn seine Geschichte in Form eines Monologs erzählen.
Jaroslav Rudiš, Autor von Romanen, Hörspielen und Theaterstücken, ist 1972 in Nordböhmen geboren. Zuletzt erschienen seine Romane „Die Stille in Prag“ Und „Das Ende des Punks in Helskini“. Er ist Miterfinder der Comic-Figur „Alois Nebel“ und Mitbegründer der Kafka Band.