Mit Eli Beneš, Alice Horáčková, Štěpán Kučera, Annegret Liepold, Fridolin Schley und Dana von Suffrin
Anlässlich des bereits dritten deutsch-tschechischen Netzwerktreffens sind die Autoren und Autorinnen Eli Beneš, Alice Horáčková, Štěpán Kučera, Annegret Liepold, Fridolin Schley und Dana von Suffrin in Sulzbach-Rosenberg zu Gast. Mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg gehören sie der Enkelgeneration an und aus dieser Perspektive setzen sie sich in ihren Werken literarisch mit Familiengeschichten und mit historischen Stoffen dieser Zeitspanne auseinander. Dabei spielt die Rückschau auf die Zeit des Nationalsozialismus und deren Folgen für Europa ebenso eine Rolle wie die Auswirkungen bis in die jüngste Gegenwart.
An diesem Abend lesen sie aus ihren Texten und diskutieren über aktuelle Entwicklungen in Deutschland und in Tschechien und über die Rolle der Literatur in einer Zeit, in der demokratische Werte immer vehementer verteidigt werden müssen.
Die Moderation übernehmen Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein – Kulturinstitut für die böhmischen Länder) und Michala Čičváková (Tschechisches Literaturzentrum).
Die Veranstaltung und das Treffen werden unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, vom Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und vom Tschechischen Literaturzentrum, CLC Ceské Literarní Centrum, mit Sitz in Prag und in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek Brünn.
Eli Beneš, geboren 1976 in Prag, studierte Anglistik, Amerikanistik, Bohemistik und Journalistik an Karlsuniversität Prag. Er arbeitete als Moderator bei Radio 1, gründete ein Label für elektronische Musik und komponierte selbst Musik. Als Redakteur war er für diverse Zeitungen tätig, aktuell arbeitet er für das Portal seznam.cz. In seinem Debütroman Nepatrná ztráta osamělosti wartet ein aus dem KZ-Lager zurückgekehrter Junge in Prag vergeblich auf die Rückkehr seiner Familie und muss mit seinem Trauma und der neuen Nachkriegsrealität alleine zurechtkommen. Seiner deutsch-jüdischen Freundin folgend begibt er sich schließlich auf eine nicht ungefährliche Flucht nach Palästina. Der Roman wurde mit dem tschechischen Magnesia Litera-Preis als Debüt des Jahres ausgezeichnet. 2025 ist er in der Übersetzung von Raija Hack unter dem Titel Unmerklicher Verlust der Einsamkeit im Karl Rauch Verlag erschienen.
Alice Horáčková, geboren 1980 in Prag, absolvierte Journalistik an der Fakultät für Sozialwissenschaften an der Karlsuniversität Prag und arbeitet als freiberufliche Journalistin und Autorin. Ihr zweiter Roman Rozpůlený dům ist ein vielstimmiger Familienroman, in den sie Familiengeschichten, Erinnerungen und Archivdokumente einfließen lässt. Er schildert die Lebenswelt eines Dorfes im Riesengebirge vor und während des Zweiten Weltkriegs. Und der führt die Unzulänglichkeit der nationalen Zuweisungen angesichts der Anforderungen, die das Leben an die Menschen stellt, vor Augen. 2024 erhielt die Autorin dafür das Förderstipendium des Mörike-Preises. 2026 wird der Roman unter dem Titel Geteiltes Haus in der Übersetzung von Sophia Marzolff bei Diogenes erscheinen.
Štěpán Kučera, geboren1985 in Jablonec nad Nisou, studierte Journalistik und Medienwissenschaften an der Karlsuniversität in Prag und arbeitet als Redakteur der Literaturbeilage Salon der Tageszeitung Právo. Als Autor ist er außerordentlich vielseitig, so hat mehrere Erzählbände veröffentlicht, darunter Jidáš byl ufon... a jiné příběhy (Judas war ein Ufo ... und andere Geschichten, 2016). Als Mitherausgeber und Mitautor wirkte er an der tschechisch-polnischen Anthologie Z obou břehů /Z obu brzegów (Von beiden Ufern aus, 2023) mit. In seinem Buch Gablonz/Jablonec (2022) blättert er in der Chronik seiner Heimatstadt zwischen 1900 und 2020 und entwirft ein lebendiges, sensibles und originelles Portrait dieser bis 1945 hinweg multikulturellen und zweisprachigen Stadt. Das Buch erscheint in der deutschen Übersetzung von Mirko Kraetsch 2025 im Balaena Verlag.
Annegret Liepold, geboren 1990 in Nürnberg, studierte Komparatistik und Politikwissenschaften in München und Paris. In ihrem Debütroman Unter Grund (2025) schreibt sie über eine Jugend auf dem Land zwischen der Sehnsucht nach Zugehörigkeit und radikaler Wut, über das Abdriften einer jungen Frau in rechtsradikale Kreise und die blinden Flecken in der eigenen Familiengeschichte. Für die Arbeit an diesem Roman erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u.a. das Literaturstipendium der Stadt München. 2022 war sie Finalistin des open mike. Derzeit arbeitet sie für die Bayerische Akademie des Schreibens am Literaturhaus München.
Fridolin Schley, geboren 1976 in München, studierte Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der Hochschule für Fernsehen und Film in München sowie Germanistik, Philosophie und Politik in München und Berlin. Er promovierte über das Essaywerk von W. G. Sebald. Auf den Roman Verloren, mein Vater (2001) folgten weitere literarische und publizistische Veröffentlichungen, zuletzt der Roman Die Verteidigung (2021) über die Nürnberger Prozesse und die Rolle der Familie von Weizsäcker dabei. Fridolin Schley erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter der Tukan-Preis und der Franz-Hessel-Preis. Aktuell leitet er den Bereich Literatur und Preise am Kulturreferat der LH München.
Dana von Suffrin, geboren 1985 in München, studierte Politikwissenschaft, Jüdische Geschichte und Kultur sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in München, Neapel und Jerusalem. 2017 promovierte sie zur Rolle von Wissenschaft und Ideologie im frühen Zionismus. Ihr Debütroman Otto (2019) wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Bayerischen Kunstförderpreises. Ihr Roman Nochmal von vorne (2024) knüpft an ihr Debüt an und erzählt über modernes jüdisches Leben zwischen München und Tel Aviv. Dana von Suffrin ist außerdem Hörspiel-Autorin und Herausgeberin der Anthologie Wir schon wieder: 16 jüdische Erzählungen , die auch als Reaktion auf das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 entstand.
Tickets für die Veranstaltung erhalten Sie über NT-Ticket online und an den Vorverkaufsstellen.